Wer sich schon immer mal gefragt hat, was von Thomann Gitarren zu halten ist, der ist richtig hier.
Bevor wir näher auf Thomann's Eigenmarken eingehen lohnt ein Blick in die Familiengeschichte. Der Aufstieg der Familie Thomann liest sich wie eine Geschichte aus der Rubrik „vom Tellerwäscher zum Millionär“.
Doch trug sie sich nicht in einer amerikanischen Metropole zu, sondern in tiefster fränkischer Provinz. In Treppendorf, 20 km von Bamberg entfernt, legte Hans Thomann sen. Mitte der 1950er Jahre den Grundstein für ein Unternehmen, das heute als der umsatzstärkste Musikalienhändler weltweit gilt.
1954 begann Hans Thomann sen. im heimischen Wohnzimmer Trompeten und Posaunen zu verkaufen. Da er selbst ein begeisterter Blasmusiker war, mussten seine Verkaufsgespräche sehr authentisch gewesen sein. Der Erfolg seiner unternehmerischen Aktivitäten bemaß sich unter anderem an der Anzahl der Umbauarbeiten des von ihm und seiner Familie bewohnten Hofes, denn schon bald reichte das Wohnzimmer nicht mehr als alleiniger Verkaufsraum aus.
Durch Sortimentserweiterungen – neben Instrumenten verkaufte Thomann nun auch Zubehör, Lichttechnik und Verstärker - wurde schließlich das gesamte Haus zu klein. Das Unternehmen wuchs kontinuierlich weiter und hatte im Jahr 1990, als der Senior die Geschäfte in die Hände des ältesten Sohnes, Hans Thomann jun., legte, 15 Mitarbeiter.
Thomann jun. schlug ein neues Tempo an und legte ordentlich los: In den folgenden 15 Jahren drehte er Markt und Konkurrenz auf links. Containerweise orderte er Ware aus China, ließ Instrumente in Fernost herstellen und verzichtete auf große Margen, was ihn in die Lage versetzte, seine Artikel um bis zu 30 Prozent unter dem Preis der Mitbewerber anbieten zu können.
Unter denen machte bald das böse Wort vom „T-Preis“ die Runde. Der „Thomann-Preis“ wurde zum Maß der Dinge. Und während andere Unternehmer noch zögerten, ob sich dieses seltsame Medium namens Internet denn jemals durchsetzen werde, eröffnete Thomann im Jahr 1997 seinen Onlineshop und erzielte dort gleich im ersten Jahr einen Umsatz von 800.000 DM.
Innerhalb von zehn Jahren wuchs die Firma Jahr für Jahr um mindestens 25 Prozent. Im Jahr 2014 erwirtschafteten die Thomänner und Frauen mit 1.200 Mitarbeitern einen Umsatz von 600 Mio. Euro. Für diesen Erfolg waren zwei Faktoren maßgeblich ausschlaggebend: Das Auslagern des Kerngeschäfts in den Onlinehandel mit rund 1,3 Mio. Kunden sowie die Entscheidung, Eigenmarken zu verkaufen.
Im Gitarrenbereich verkauft Thomann unter der Eigenmarke Harley-Benton aktuell rund 200 Modelle, die als Standard-, Vintage-, Deluxe-, Rock-, Progressive-, Bluegrass-Series sowie als Costum Line angeboten werden. Die Bandbreite reicht dabei von der Harley Benton ST-Junior BK Standard Series für 58 (in Worten: Unglaubliche achtundfünfzig Euro!) bis zur XT-22 Paradise Flame für 225 Euro.
Überhaupt sind die Preise – man möchte fast sagen, Thomann-typisch – im unteren Bereich angesiedelt. Für eine bühnentaugliche E-Gitarre der Marke Harley-Benton bezahlt der Käufer im Durchschnitt 150 Euro. Gefertigt werden die Teile in China, eine geringe Menge auch in Vietnam. Wobei sich bei diesen Kampfpreisen automatisch die Frage nach der Qualität von Thomann Gitarren stellt.
Am Beispiel der Harley Benton TE-70 Black Paisley Deluxe Series für 149 Euro lässt sich die Frage exemplarisch beantworten: Verwendung finden die auch bei anderen Herstellern gern verbauten Hölzer wie Linde und Ahorn, als Tonabnehmer kommen zwei Wilkinson MWVT Vintage TE-Style Single Coils zum Einsatz.
Die Klampfe soll wie eine Telecaster klingen, aber das macht sie erst, nachdem die Saitenlage neu eingestellt wurde. Und die Pick Ups scheinen ein wenig unterdimensioniert zu sein, um den gewünschten Tele-Sound an die Boxen zu schicken. Handwerklich begabte Kunden behalfen sich, in dem sie die Wilkinsons durch Di Marzios ersetzten. Ein Käufer spricht in seiner Bewertung auf thomann.de von Lackschäden, ein anderer wiederum lobt seine Kaufentscheidung mit den Worten: „Für den dreifachen Preis wäre die immer noch sehr gut.“
Und genau das könnte als Fazit für Thomann Gitarren stehen bleiben: Preislich nahezu unschlagbar, in Sachen Verarbeitung und Qualität dagegen fehlt es mitunter an den 100 Prozent. Aber okay, wir sprechen hier über Gitarren, die preislich unter dem Wert des Wochenendeinkaufs einer vierköpfigen Familie liegen!
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass es Thomann dem ambitionierten Bastler ermöglicht, sich seine neue Klampfe als Selbstbaukit für ca. 100 Euro nach Hause liefern zu lassen. Ob bei diesem Geschäftsmodell das IKEA-Prinzip Pate stand, ließ sich leider nicht recherchieren.
Auf die entsprechende Anfrage teilt die Presstestelle des Unternehmens mit, „Endorsements vergeben wir aktuell keine.“ Was ja auch nachvollziehbar ist. Denn es macht überhaupt keinen Sinn, Gitarren, die im unteren Preissegment des Marktes angeboten werden, mit höchstbezahlten Topstars zu promoten. Thomann folgt auch hier seiner Linie und lässt einfach die Preise seiner Instrumente für sich sprechen.
Wer sich eine Gitarre der Thomann-Eigenmarke Harley-Benton kauft, sollte im Ernstfall in der Lage sein, diverse Kleinigkeiten am neuen Instrument selbst nachzujustieren. Wer das nicht kann bzw. nicht möchte und aus diesem Grund zu einer anderen Marke in der gleichen Preisklasse greift, kann trotzdem vor dem selben Problem stehen.
Ansonsten ist der Thomann-Service bei Problemen gern behilflich. Und im Fall der Fälle gibt es immer noch das Umtauschrecht. Deshalb: Beim Kauf einer Harley-Benton kann man kaum etwas falsch machen. Schon gar nicht bei den Preisen!
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