Gitarre stimmen ohne Stimmgerät:
So funktioniert es!

Gitarrre stimmen ohne Stimmgerät

Gitarre stimmen ohne Stimmgeraet? Kein Problem! Dies ist oftmals auch eine der ersten Fertigkeiten, die beim Gitarre lernen vermittelt werden. 

Es gibt Eselsbrücken – im Duden als Merkhilfe bezeichnet – die seltsam klingen und trotzdem Sinn machen: "Gar nicht wird gar nicht zusammen geschrieben." Oder, der Klassiker schlechthin, "ein Anfänger der Gitarre braucht Eifer".

Der erste Spruch ist in Sachen Orthographie hilfreich, der zweite beim Stimmen ohne Stimmgerät.

Saiteninstrumente neigen dazu, verstimmt zu sein

Jeder, der sich irgendwann einmal dafür entschied, das Gitarrenspiel zu erlernen, kennt eingangs zitierten Satz vom Anfänger, der Gitarre und dem Eifer. Logisch, denn in den Anfangsbuchstaben der Wörter verbergen sich die Töne bzw. die Namen der Saiten einer klassisch gestimmten Gitarre: E, A, d, g, b, e. Das erste E steht dabei für die dickste Saite.

Wer das amerikanische b nicht mag, verwendet stattdessen das deutsche H. Dann lautet der Spruch wahlweise auch "eine alte Dame geht Hering essen." Dabei ist es weniger interessant, was die Seniorin kulinarisch bevorzugt. Wichtig ist lediglich, sich als Anfänger die Tonhöhen der einzelnen Saiten gründlich einzuprägen. Denn Saiteninstrumente haben eine unangenehme Eigenschaft:

Sie neigen dazu, verstimmt zu sein. Aber weil der Mensch neben dem elektrischen Wasserkocher, der Einparkhilfe für Kleinwagen und den Anti-Rutschsocken immer gut ist für technische Raffinessen, wusste er auch hier Abhilfe und erfand das Stimmgerät. Prima Sache, aber Stimmgerät und Plektrum haben eins gemeinsam: Immer dann, wenn man eins braucht, ist keines greifbar...

Und nun, so ganz ohne technischen Support, wie soll das Stimmen gelingen? Da dringt spontan die auf Partys beliebte Frage ins Bewusstsein, welche drei Dinge würdest Du mit auf eine einsame Insel nehmen? 1) Klampfe. 2) Plektrum. 3) Stimmgerät.

Es geht auch ohne Stimmgerät

Und doch, das Stimmen ohne Stimmgeraet ist tatsächlich möglich. Dazu wird lediglich eine Vorlage für die Tonhöhen benötigt, zum Beispiel vom Klavier oder einer anderen Gitarre. Für Anfänger kann das eine Schweiß treibende Angelegenheit sein, das Instrument auf diese Weise nach Gehör zu stimmen. Das erfordert wie so vieles im Leben ein wenig Übung und viel Konzentration. Dies sollte für einen echten Musikliebhber aber keine unüberwindbare Hürde darstellen.

Schwieriger wird es, wenn auch die Bandkollegen samt ihrer Instrumente nicht verfügbar sind. Dann braucht es zumindest den Kammerton A = 440 Hz, den eine handelsübliche Stimmgabel erzeugt. Die leer angespielte A-Saite ergibt bei einer gestimmten Gitarre den gleichen Ton, das heißt, wenn eine Stimmgabel zur Hand ist, wäre der erste Schritt getan.

Darauf aufbauend, wird die tiefe E Saite im fünften Bund gegriffen – dieser Ton muss identisch zur leer angespielten A Saite klingen, denn auf der E Saite liegt das A im fünften Bund. Als nächstes wird der fünfte Bund der A Saite gegriffen; an dieser Stelle befindet sich das D. Anschließend wird nach diesem Ton die leere d Saite gestimmt.

Und so setzt sich das Stimmen ganz ohne Stimmgerät auch auf der G Saite fort. Zunächst muss der fünfte Bund der D Saite gegriffen werden – ein G – und anschließend nach diesem Ton die G Saite gestimmt werden.

Nun noch den vierten Bund (einzige Ausnahme!) der G Saite greifen, um ein B zu erzeugen, dass dann die Vorlage für die leer gespielte B Saite wird. Zum Schluss liefert die im fünften Bund gegriffene B-Saite den Referenzton für die dünne hohe e Saite - und siehe: Es ist möglich, eine Gitarre ohne Stimmgerät zu stimmen. Es braucht lediglich etwas Übung und Ausdauer. Und eine gehörige Portion Eifer. Siehe oben.

Beweisführung mit zwei Einschränkungen

Zum einen erfordert das Stimmen ohne Stimmgeraet trotzdem immer gewisse Hilfsmittel, auch wenn es sich dabei "nur" um solch eine Kleinigkeit wie eine Stimmgabel oder die Instrumente der Kollegen handelt.

Denn nur die wenigsten Musiker verfügen über das sogenannte absolute Gehör, das es problemlos ermöglicht, Tonhöhen ohne Referenzton nur beim bloßen hören zu erkennen. Wer das aber kann, hat es gut, denn er hat auf der Suche nach dem Grundton keine Mühe, ein A als A zu erkennen.

Zum anderen funktioniert diese Technik auch nur beim Stimmen nach dem klassischen Klangbild E-A-d-g-b-e. Sobald dieser Pfad (Standard Stimmung) verlassen wird und zum Beispiel nach Open D Minor oder Major Third etc. gestimmt werden soll, wäre ein Stimmgerät dann doch wieder sehr hilfreich...

Einzige Ausnahme: Open Tuning

Wie gerade erwähnt kann man kann sein Instrument auch auf einen offenen Akkord stimmen. Diese Technik wird vor allem von Slide-Gitarristen beim traditionellen Blues eingesetzt. Bei diesen offenen Stimmungen (open tuning), erklingt beim Anschlagen der ungegriffenen Saiten ein Akkord. Diese Art der Stimmung ist jedoch ohne Stimmgerät kaum möglich.

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